Dienstag, 28. Januar 2014

„Humor in der Klassik - Teil 1 – Der gebratene Schwan singt“


Klassische Musik kann ja sehr viele Gefühlsebenen transportieren und bietet fast zu jedem Augenblick die passende Begleitung. Aber mal unter uns:

Habt ihr schon mal die Vertonung eines Schwanes gehört, der sterben muss?

Jetzt werden vermutlich viele leidenschaftlich bejahen und auf Camille Saint-Saens' (1835-1921) liebevolle Suite „Karneval der Tiere“ verweisen, in der auch der Schwan vorkommt. Das Musikstück des Schwanes wurde später für die Primaballerina Anna Pavovla (1881-1931) zu einem Tanzsolo namens Der sterbende Schwan“ umgearbeitet und gehört zu einem der berühmtesten Ballett-Choreographien der Welt.

Die träumerische Musik dazu ist folgende:





Ich gebe aber gerne zu, dass diese melancholische Poesie wenig mit Humor zu tun hat.

Somit muss ich meine Frage anders formulieren:

Habt ihr schon mal die Vertonung eines Schwanes gehört, dem das Genick gebrochen und der anschließend auf einem Spieß über Feuer gegrillt wird und über sein Leid singt?

Nein?! Ha, aber auch das gibt es in der klassischen Musik.


Carl Orff (1895-1982) machte dies in seiner szenischen Kantate „Carmina Burana“, in der mittellateinische und mittelhochdeutsche Texte vertont wurden, möglich. Eine Szene heißt „Cignus ustus cantat“ („Der gebratene Schwan singt“). Hier handelt es sich ebenfalls um einen sterbenden Schwan, der anfangs sogar noch relativ munter herumspringt. Allerdings geschieht in Minute 0:25 der Hörprobe etwas, das sich wohl jeder selbst ausmalen kann.

Danach erklingt das Leiden des Schwanes am Spieß, der über dem Grillfeuer brutzelt und immer wieder vom Refrain des Chores unterbrochen wird, der ihn bedauert.

Da der Text in Latein ist, sei hier die deutsche Übersetzung gegeben:


Schwan:
Einst schwamm ich auf den Seen umher,
Einst lebte ich und war schön,
Als ich ein Schwan noch war.

Chor:
Armer, armer! Nun so schwarz
Und so arg verbrannt!

Schwan:
Es dreht und wendet mich der Koch.
Das Feuer brennt mich sehr.
Nun setzt mich vor der Speisemeister.

Chor:
Armer, armer! Nun so schwarz
Und so arg verbrannt!

Schwan:
Jetzt liege ich auf der Schüssel
Und kann nicht mehr fliegen,
Sehe bleckende Zähne um mich her!

Chor:
Armer, armer! Nun so schwarz
Und so arg verbrannt!






Klassische Musik kann somit nicht nur beflügeln und inspirieren … sie kann auch appetitanregend sein!

Mahlzeit!!

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