meinem Freund und musischen Kampfgefährten Professor Wolfgang D. gewidmet
Dann und wann erlebt auch unsere kleine Klassik-Kunde ebenso kuriose wie bereichernde Begebenheiten: Gestern Abend, als das Team dieses Blogs sich zur Besprechung und Skizzierung künftiger Artikel in meiner Wohnung einfand und das Zimmer ebenso vom Glanz des Weines wie vom Klang klassischer Musik erfüllt war, bekam ich gegen elf Uhr nachts ein keckes SMS eines ehemaligen Professors, der mein Team und mich zu fordern suchte. Er verwies in seinem Schreiben auf ein Lied aus dem Jahre 1927, welches "Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt?" hieß, und meinte, ich werde überrascht sein, wenn ich es hören würde.
Ich war irritiert und versuchte mein Team zu gewinnen, dieses Lied mit mir anzuhören. Das Vorhaben gelang und so widmete sich eine Runde von Klassik-Freunden für gewisse Zeit einem einzigen Thema, nämlich Käse in Form von diesem Lied:
Bei dem musikalischen Vorspiel des Liedes standen alle (von mir angefangen bis hin zu den Gebildetsten der Runde) ahnungslos und irritiert da wie eine Milchkuh vor einem Protonenbeschleuniger. Doch sobald der Gesang mit den titelgebenden Worten "Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt?" einsetzte, wurden viele der Gruppe ganz unruhig und begannen Land unter den Füßen zu spüren: Ein alter Freund wurde wiedererkannt! Es war ein Freund, der hundert Jahre zuvor 1827 die den Worten zu Grunde liegende Melodie komponiert hatte!
Es handelte sich um einen Komponisten, der mir ebensoviel wie meinem Professor bedeutete. Und allein die gemeinsame Liebe zu diesem Meister, macht die Bande der Freundschaft zwischen dem Professor und mir unzertrennlich, da so viele unvergessliche gemeinsam sinnierende Stunden durch diese Musik noch einmal vergoldet wurden. Dieser Meister war kein Geringerer als Franz Schubert (1797-1828)!
Und plötzlich mischte sich zu der grüblerischen Anspannung im Team ein Lächeln der Erleichterung. Die Basis des Käses bildete also Schubert. Und auch wenn Schubert selbst keinen Käse komponiert hat ... dieses Käse-Lied macht das unsterbliche Erbe Schuberts um eine (wenn auch skurrile und humoristische) Facette reicher.
Die Melodie stammt übrigens aus Schuberts wunderbarem und tiefgreifendem Impromptu D 935/2 in As-Dur, welches nicht nur den kleinen Appetit zu stillen vermag: